Lycopin gehört zu den Carotinen, besitzt aber keine Provitamin-A-Aktivität. Wie die meisten Carotinoide hat Lycopin ebenfalls antioxidative Eigenschaften, wobei die von Lycopin besonders stark ausgeprägt sind. Besonders gut verfügbar ist Lycopin übrigens in Tomatenmark.
Lycopin: Das antioxidative Carotinoid ohne Pro-Vitamin-A-Aktivität.
Was ist Lycopin?
Lycopin gehört zur Klasse der Carotinoide, die einer Vielzahl von Obst und Gemüsen ihre rötliche oder rote Färbung verleihen. Diese fettlöslichen Pflanzenpigmente werden sogar als Lebensmittelfarbstoff eingesetzt. Sie können jedoch noch mehr, als nur für eine ansprechende Tönung sorgen.
So wirkt Lycopin als Antioxidans und verhindert damit, dass bestimmte oxidative Substanzen Zellschäden verursachen. Dadurch können sie einen positiven Effekt auf Zellverbände und Gefäße haben und mehrere Krankheiten vorbeugen.
Wovon hängt Dein Lycopinspiegel ab?
Lycopin kann im menschlichen Körper nicht selbst hergestellt werden und muss durch die Nahrung – pflanzliche Lebensmittel – aufgenommen werden. Dein Lycopinspiegel hängt also in erster Linie von der ausreichenden Zufuhr aber natürlich ebenso von Deinem individuellen Bedarf ab.
Setzt Du Deinen Körper zahlreichen schädlichen Einflüssen, wie langen Sonnenbädern, Nikotin, Alkohol und Stress aus und ernährst Dich zudem von stark verarbeiteten Lebensmitteln, werden dadurch große Mengen freier Radikale in Deinem Organismus gebildet. Diese reaktionsfreudigen und schädlichen Substanzen können Gewebe auf Zellebene einschränken und beschädigen, wodurch sie ihre Funktionen nicht mehr in vollem Maße erfüllen können.
Um die Zellen zu regenerieren und ihre Funktionen aufrecht zu erhalten, werden Radikalfänger beziehungsweise Antioxidantien eingesetzt. Diese machen die freien Radikale unschädlich und werden dabei teilweise verbraucht. Zu diesen nützlichen Stoffen gehört das Lycopin. Dein Lycopinspiegel hängt also von der Menge der freien Radikale in Deinem Körper ab, denn diese bestimmen Deinen Lycopinverbrauch. Zum anderen hängt der Spiegel des Carotins aber auch von der täglichen Aufnahme des Pflanzenpigments ab.
Wer ist besonders von einem Lycopinmangel betroffen?
Untersuchungen zu einem Lycopinmangel lieferten bisher keine fundierten Ergebnisse. Allerdings lassen sich durch Aufnahme und Verbrauch einige logische Folgerungen ziehen. Zu diesen gehören:
- Mangelernährung: Da Lycopin nicht nur in frischem Obst und Gemüse enthalten ist, sondern auch als Lebensmittelfarbstoff in Fertigprodukten verwendet wird, sind die möglichen Lycopinquellen verhältnismäßig zahlreich. Dennoch kann es durch Essstörungen, wie Magersucht und Bulimie, sowie durch stark einseitige Ernährungsweise oder lange Fastenkuren und Diäten zu einer Unterversorgung mit dem Carotinoid kommen. Hierdurch entstehen übrigens auch viele weitere Mangelzustände, nicht nur der isolierte Lycopinmangel.
- Ungünstige Zusammenstellungen: Lycopin kommt in einem gesunden menschlichen Organismus noch häufiger vor, als das deutlich bekanntere Beta-Carotin. Ebenso wie dieses ist es ein fettlösliches Pflanzenpigment, das zur Resorption Fette benötigt. Trotz einer lycopinreichen Ernährungsweise kann es bei zugleich hohem Bedarf zu einem Mangel kommen, wenn das Fett in der Ernährung fehlt.
- Chronischer Stress und große Belastung: Übermäßiges Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum, Schlafmangel, Sonnenbäder, Krankheiten und chronischer Stress können den individuellen Bedarf deutlich erhöhen. Wird dieser nicht durch die Ernährung ausgeglichen, entsteht unweigerlich ein Mangel.
Wer ist besonders häufig von einer Lycopinüberversorgung betroffen?
Zu einer Lycopinüberversorgung kommt es vergleichsweise selten. Möglich ist sie im Grunde nur, wenn Lycopin über die Nahrung und/oder als Nahrungsergänzungsmittel in sehr großen Mengen aufgenommen wird.
Welche Folgen hat ein Lycopinmangel auf Dich?
Da ein Lycopinmangel, wie bereits erwähnt, sehr selten ist, gibt es auch zu den möglichen Folgen eines derartigen Defizits nur wenige Studien. Zudem können die Symptome recht unspezifischer Natur sein und lassen sich daher oftmals nur schwer eingrenzen.
Welche Folgen hat eine Lycopinüberversorgung für Dich?
Wird der Lycopinspiegel gezielt durch eine Umstellung der Ernährung oder Supplemente erhöht, können sich die Carotine in die Haut einlagern (siehe Lycopinodermie weiter unten im Text).
Welche Symptome treten bei einem Lycopinmangel auf?
Mögliche Symptome eines Lycopinmangels sind:
- Veränderungen der Haut: eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Sonnenbränden, frühzeitige Faltenbildung und eine verminderte Wundheilung sind mögliche Folgen eines Lycopinmangels.
- Verringerte Leistungsfähigkeit: Da Lycopin als Antioxidans fungiert, fehlt bei einem Mangel der Zellschutz zumindest teilweise. Dies kann sich in einer verminderten körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit bemerkbar machen. Der Organismus wird stärker durch Schadstoffe und freie Radikale belastet, was auf Dauer zu Antriebslosigkeit und Schwäche führen kann.
- Erhöhte Neigung für Erkrankungen: Lycopin hat eine vorbeugende Wirkung gegenüber diversen Krankheiten. Dazu gehören Osteoporose, krankhafte Veränderungen an der Netzhaut, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, Krebs und männliche Unfruchtbarkeit. In Tierstudien wurde eine positive Wirkung des Carotins auf Diabetes mellitus beobachtet. In wie weit dies auch auf den menschlichen Organismus übertragbar ist, ist jedoch schwer zu sagen. Weitere Forschung ist nötig.
Welche Symptome treten bei einer Lycopinüberversorgung auf?
Bekannt als ein typisches Symptom für eine starke Lycopinüberversorgung ist die Bildung der Lycopinodermie – hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich eine reversible orangene Verfärbung der Haut. Hiervon abgesehen wurden bisher jedoch noch keine negativen Auswirkungen einer Lycopinüberversorgung festgestellt.
Wo ist Lycopin enthalten?
Als roter Farbstoff in Obst und Gemüse kommt Lycopin vor allem in roten, rosa und orangenen pflanzlichen Lebensmitteln vor. Große Mengen davon sind enthalten in:
- Obst: Guave, Wassermelone und Pampelmuse (eine Zitrusfrucht) enthalten besonders hohe Mengen an Lycopin und sind daher ausgezeichnete Lieferanten des Pflanzenpigments.
- Tomaten: Lycopin wurde sogar nach Tomaten benannt – und das nicht umsonst. Je reifer und je stärker gekocht die Tomate, desto höher der Lycopingehalt. Noch mehr des Carotinoids steckt in Dosentomaten, Ketchup, Tomatensaucen, Tomatensaft und Tomatenmark.
- Hagebutten: Reich an Lycopin und Vitamin C sind Hagebutten eine unterschätzte Nähr- und Vitalstoffquelle. Als Tee, Marmelade, Saft, Sauce oder Suppe darf und sollte sie ruhig öfter auf dem Speiseplan stehen.
In unserer Liste der lycopinhaltigen Lebensmittel findest Du eine weitere Übersicht mit Angaben dazu, welche Lebensmittel den stärksten Lycopingehalt haben.
Welche Wirkungen und Nebenwirkungen kann Lycopin haben?
Lycopin werden eine Vielzahl von Wirkungen zugeschrieben. Nicht alle konnten bisher in Studien eindeutig nachgewiesen werden. Andere sind hingegen mittlerweile mehrfach belegt, wodurch das fettlösliche Carotinoid bereits bei der unterstützenden Therapie diverser Krankheiten zum Einsatz kommt.
Nebenwirkungen – von der Lycopinodermie abgesehen – sind bisher allerdings nicht bekannt.
Welche Wirkungen kann Lycopin auf Dich haben?
Lycopin kann als Antioxidans die folgenden positiven Auswirkungen bieten:
- Schutz vor freien Radikalen: Durch die lindernde Wirkung gegenüber freien Radikalen bietet Lycopin guten Gefäß- und Gewebeschutz. Eine lycopinreiche Ernährungsweise kann daher typische Alterungserscheinungen und -beschwerden vorbeugen und für eine höhere Vitalität sorgen. Zudem trägt das Carotinoid zum Schutz des Körpers vor Stress bei und unterstützt den Organismus bei der Regenerierung.
- Vorbeugung gegenüber einigen Krankheiten: Lycopin werden vorbeugende Effekte gegenüber Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems, der Augennetzhaut, Osteoporose, Tumoren – vor allem im Bereich der Prostata – und Diabetes nachgesagt.
Welche Nebenwirkungen kann Lycopin auf Dich haben?
Wie bereits erwähnt, sind Nebenwirkungen auch bei einer erhöhten Aufnahme von Lycopin nicht bekannt. Die einzige Ausnahme stellt die Verfärbungen der Haut dar, die jedoch wieder verschwinden, sobald die Lycopinzufuhr reduziert wird.
Wie viel Lycopin benötigt Dein Körper?
Weder die Deutsche Gesellschaft für Ernährung – kurz auch DGE genannt – noch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben eine Empfehlung zum Tagesbedarf an Lycopin herausgegeben. Auch eine maximale Tagesdosis ist nicht bekannt.
Empfehlungen anderer Stellen reichen von 5 Milligramm bis hin zu 30 Milligramm pro Tag. Welche Tagesdosis sinnvoll ist, hängt auch von individuellen Faktoren ab. Ständiger Stress oder freie Radikale belasten Deinen Körper in besonderem Maße, wodurch eine erhöhte Aufnahme über die Ernährung sinnvoll sein kann.
Was bedeuten Deine Lycopinwerte?
In Studien wurde der Zusammenhang zwischen den Lycopinwerten und der Neigung zu bestimmten Erkrankungen untersucht. Eine signifikante Verringerung des Krankheitsrisikos ließ sich vor allem bei den bereits genannten Krankheiten feststellen sowie bei diversen Krebsarten.
Die Lycopinwerte allein sind jedoch nicht aussagekräftig, sondern können lediglich als Anhaltspunkt dienen. Damit sind sie ein Faktor von vielen Werten, die bei einer ärztlichen Blutuntersuchung erfasst und ausgewertet werden müssen, um einen Rückschluss auf Gesundheit und Erkrankungsrisiko ziehen zu können.
Lycopin in Lebensmitteln – Wie lagern und zubereiten?
Im Gegensatz zu vielen anderen Nähr- und Vitalstoffen profitiert Lycopin von Hitze und Zerkleinerung. Das Carotinoid wird durch derlei Maßnahmen leichter bioverfügbar, kann einfacher und schneller in den Organismus aufgenommen werden. Zudem ist die Kombination mit Fetten nötig. Besser als rohes Obst und Gemüse allein auf den Speiseplan zu setzen, ist es also, die folgenden Lebensmittelzubereitungen der bereits genannten lycopinreichen Lebensmittel zu wählen:
- Säfte, Saucen und Suppen: Durch das Pressen, Pürieren und Erhitzen kann das Lycopin schneller und in größeren Mengen in den Körper gelangen.
- Konzentrate: Tomatenmark und Dosentomaten enthalten besonders große Mengen Lycopin, ebenso wie Ketchup. Auch Hagebutten-Sirup oder Pulver aus den genannten Lebensmitteln sind konzentrierte Lycopinquellen.
- Kombination mit Fetten: Ein paar Tropfen Öl, eine Avocado im Salat, Saft oder eine Portion Fisch – das reicht bereits aus, um die Aufnahme zu verbessern.
Quellen
- Lycopin im Tomatensaft mindert Knochenschwund. In „Ärzte-Zeitung“, 2010, 219, ISSN 0175-5811
- L. Zechmeister: Über einen neuen Farbstoff mit Lycopin-Spektrum. In „Naturwissenschaften“, 23(1935), 25, Springer Science + Business Media, ISSN 0028-1042
- E. Mayer-Miebach: Lycopin- undβ-Carotinstabilität und -bioverfügbarkeit bei Möhrenprodukten. In „Chemie Ingenieur Technik“, 76(2004), 4, ISSN 0009-286X
- P. Karrer: Pflanzenfarbstoffe XXV. Über die Konstitution des Lycopins und Carotins. In „Helvetica Chimica Acta“, 13(1930), 5, Wiley-Blackwell, ISSN 0018-019X
- Joachim Schalinski: Lycopin in Hagebutte Maintal-Obstindustrie hat neue Märkte im Visier. In „Lebensmittel Zeitung“, 2005, 39a Sonderausgabe, ISSN 0947-7527
- Arnold Hofer: Synthese von [16,16,16,16?,16?,16?-2H6] Lycopin. In „Helvetica Chimica Acta“, 65(1982), 1, Wiley-Blackwell, ISSN 0018-019X
- Jutta Hübner: Komplementäre Onkologie : supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen. Schattauer, 2012, ISBN 3794528530