Tyrosin

February 27, 2024 • Nikolas Eleftheriou

Auch als L-Tyrosin bezeichnet ist diese Aminosäure besonders dann wichtig, wenn Du unter Stress stehst. Sie verbessert die Konzentration und das Denkvermögen selbst bei Schlafmangel, wirkt sich auf die Stimmung aus und schützt vor den schädlichen Einflüssen von Dauerstress.

 

Tyrosin: Die wichtige Aminosäure für Hormonbildung und Energie.

 

Was ist Tyrosin?

Tyrosin ist eine nichtessenzielle beziehungsweise semiessenzielle, proteinogene Aminosäure – im Klartext bedeutet das, dass ein gesunder menschlicher Körper Tyrosin selbst produzieren kann und die Substanz für den Aufbau von Eiweißen sowie anderen Stoffen benötigt. Gewebe, Botenstoffe, Hormone und Melanin werden aus Tyrosin gebildet. Gebildet wird Tyrosin aus der essenziellen Aminosäure Phenylalanin, sie kann aber auch über die Nahrung aufgenommen werden.

 

Wovon hängt Dein Tyrosinspiegel ab?

Dein Tyrosinspiegel hängt von drei Faktoren ab. Namentlich von der Bildung aus Phenylalanin und damit von der ausreichenden Aufnahme dieser Substanz über die Nahrung, von der Aufnahme des Tyrosins selbst und von Deinem Verbrauch.

Ein gesunder, ausreichend mit Phenylalanin versorgter Organismus kann das Tyrosin problemlos selbst bilden. Fehlt die Aminosäure in der Ernährung oder können sie aufgrund einer Krankheit nicht hergestellt werden, kommt es zu einem Mangel. Das gilt auch dann, wenn Dein Verbrauch durch besondere Anstrengungen oder aufgrund einer Erkrankung beziehungsweise Verletzung erhöht ist, die Zufuhr aber nicht entsprechend steigt.

 

Wer ist besonders von einem Tyrosinmangel oder einer Tyrosinerhöhung betroffen?

Für einen Mangel an Tyrosin oder eine Erhöhung der Aminosäure gibt es verschiedene Ursachen. Ein Mangel lässt sich meist auf eine Unterversorgung durch die Ernährung zurückführen, kann jedoch auch durch eine Krankheit wie Phenylketonurie bedingt sein. Dann nämlich, fehlt das Phenylalanin zur körpereigenen Bildung von Tyrosin. In diesem Fall wird Tyrosin zur essenziellen Aminosäure, die ausschließlich über die Ernährung zugeführt werden kann. Besonders oft von Tyrosin Mangel betroffen sind daher:

  • Menschen mit Essstörungen: Bulimie oder Magersucht führen schnell zu einer Unterversorgung
  • Mangel- oder Unterernährung: Fertiggerichte, einseitige Ernährungsweisen oder Mono-Diäten können nicht nur einen Tyrosin Mangel erzeugen
  • Personen mit chronischem Stress: Leistungssport, Überstunden aus Gewohnheit, Schlafmangel, emotionale Belastungen – all das erhöht den Bedarf an Tyrosin und kann damit einen Mangel erzeugen

Da ein gesunder Körper die Bildung von Tyrosin selbst übernimmt und reguliert, kann es nicht zu einer Überversorgung mit der Aminosäure kommen. Anders verhält es sich, wenn hier eine Störung vorliegt.

In der Fachsprache werden die Krankheiten, die derlei Störungen zugrunde liegen, als Tyrosinämie bezeichnet. Diese erblich bedingten Stoffwechselkrankheiten bewirken einen Enzymdefekt, wodurch Tyrosin nicht mehr abgebaut wird und sich in der Folge vermehrt im Blut ansammelt.

 

Welche Folgen hat ein Tyrosinmangel oder eine Erhöhung der Aminosäure?

Da Tyrosin an der Bildung von Adrenalin und Noradrenalin beteiligt ist, eine Auswirkung auf den Effekt von Insulin hat, eine Vorstufe der Schilddrüsenhormone ist und zudem für die Bildung von Melanin benötigt wird, sind die Folgen eines Mangels vielfältiger Natur.

Ähnlich verhält es sich bei einem Überschuss an der Aminosäure. Auch hier kann es zu verschiedenen Folgen kommen, je nachdem welche Erkrankung dem erhöhten Tyrosinspiegel zugrunde liegt.

 

Welche Symptome treten bei einem Tyrosinmangel auf?

Zu den Anzeichen eines Tyrosinmangels gehören:

  • Nachlassende Konzentrations- und Gedächtnisleistung
  • Koordinationsstörungen
  • Störungen bei Herzfrequenz und Blutdruck
  • Veränderungen des Stoffwechsels, beispielsweise Gewichtszunahme bei gleichbleibender Ernährung
  • Schwankungen bei Blutzucker und Insulinspiegel
  • Nachlassen der Pigmentierung von Haut, Haaren und Augen bis hin zum Albinismus

 

Welche Symptome treten bei einer Tyrosinerhöhung auf?

Kann Tyrosin erblich bedingt nicht abgebaut werden und reichert sich dadurch zunehmend im Körper an, können die folgenden Symptome und Folgen auftreten:

  • Veränderungen an den Augen: Die Lichtempfindlichkeit und Bildung der Tränenflüssigkeit werden erhöht, die Hornhaut verändert sich und es kommt zu Sehstörungen.
  • Veränderungen an der Haut: Es kommt zur Bildung von Blasen und Krusten, vor allem an den Handinnenflächen und Fußsohlen.
  • Sprache: Störungen der Sprache und eine verzögerte Sprachentwicklung sind typisch für einen erhöhten Tyrosinspiegel.
  • Koordination: Koordinationsstörungen, überschießende Bewegungen und vorübergehende Lähmungen können bei einer Tyrosinerhöhung auftreten.
  • Neurologische Probleme: Geistige Retardierung, selbstzerstörerisches Verhalten und weitere neurologische Defizite sind möglich.
  • Organische Beschwerden: Da das Tyrosin nicht wie erforderlich abgebaut wird, sondern giftige Abbauprodukte entstehen und der Spiegel der Aminosäure zudem erhöht ist, werden die Organe belastet. Vor allem Gehirn, Leber und Nieren werden geschädigt. Das wiederum kann zu Gelbsucht und Leberzirrhose, Schmerzen, Niereninsuffizienz und sogar vollkommenem Organversagen führen

Da sich die oben erwähnten Störungen zumeist bereits im Säuglingsalter äußern, sind schnelles Handeln und eine spezielle Ernährung gefragt. Anderenfalls kann es bei einigen Formen der Erkrankungen innerhalb weniger Monate zum Tod kommen, selbst bei leichteren Ausprägungen sind zudem Entwicklungsstörungen und bleibende Schäden wahrscheinlich.

 

 

Wo ist Tyrosin enthalten?

Als proteinogene Aminosäure findet sich Tyrosin in eiweißreichen Lebensmitteln. Große Mengen sind vor allem in den folgenden Nahrungsmitteln enthalten:

  • Fleisch – vor allem Schweinefleisch und Geflügel sind gute Tyrosin Quellen
  • Fisch – fetter Seefisch, wie Lachs, Thunfisch und Heilbutt bieten große Mengen Tyrosin, besonders im rohen Zustand
  • Nüsse und Kerne – Spitzenreiter sind Kürbiskerne und Walnüsse
  • Hülsenfrüchte – Sojabohnen, Bohnen und Erbsen sind sehr gute Tyrosinlieferanten und das sogar im getrockneten Zustand
  • Getreide und Saaten – Weizenmehl, ungeschälter Reis aber auch Vollkornprodukte dürfen als Tyrosinquellen öfter auf dem Teller landen
  • Eier und Milch – Eier bieten reichlich Tyrosin, Milch und Molkereiprodukte weisen immer noch gute Werte auf, liegen aber weit hinter dem Gehalt von Hühnereiern zurück.

In unserer Liste der tyrosinhaltigen Lebensmittel findest Du eine weitere Übersicht mit Lebensmitteln, die den stärksten Tyrosin-Gehalt aufweisen.

 

Welche Wirkungen und Nebenwirkungen hat Tyrosin auf Dich?

Tyrosin ist ein Baustein und auch eine Vorstufe vieler lebenswichtiger Substanzen in Deinem Körper. Dementsprechend vielfältig sind die Wirkungen, die sich vor allem auf die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit aber auch auf den Stoffwechsel beziehen.

Bei den Nebenwirkungen verhält es sich gänzlich anders.

 

Welche Wirkungen kann Tyrosin auf Dich haben?

Die Aminosäure Tyrosin spielt eine entscheidende Rolle für Deine Gesundheit und damit auch für Deine Leistungsfähigkeit. Ernährst Du Dich mit tyrosin- oder phenylalaninreichen Lebensmitteln oder nimmst Tyrosin als Nahrungsergänzung auf, können daher die folgenden Wirkungen eintreten:

  • Verbesserte Konzentration- und Gedächtnisleistung
  • Verstärkte Stressresistenz, erhöhte Belastungsfähigkeit
  • Erhöhte Widerstandskraft gegen Kälte und Hitze sowie größere Leistungsbereitschaft in extremen Temperaturlagen
  • Aktivierende Wirkung und positiver Effekt bei Übermüdung
  • Leichte Verdunklung der Haare, späteres Einsetzen der Vergrauung
  • Positiver Effekt auf die Stimmungslage und Kreativität

 

Welche Nebenwirkungen kann Tyrosin auf Dich haben?

Da Tyrosin in einem gesunden Körper schnell abgebaut wird, treten Nebenwirkungen nur bei sehr starken Überdosierungen auf. Auch dann fallen die Symptome eher milde aus und beschränken sich in der Regel auf:

  • Müdigkeit
  • Sodbrennen
  • Kopfschmerzen
  • Gelenkschmerzen

Diese Angaben beziehen sich allerdings nur auf gesunde Körper. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, der Basedow’schen Krankheit, Schizophrenie oder Krebs sollte auf eine erhöhte Tyrosin Aufnahme verzichtet und zudem der Spiegel regelmäßig überprüft werden. Denn Tyrosin kann hier die Zustände verschlimmern.

 

Wie viel Tyrosin benötigt der Körper?

Die Deutsche Gesellschaft für Gesundheit hat bisher keine Empfehlung für die Tageszufuhr von Tyrosin herausgegeben.

Laut Weltgesundheitsorganisation liegt der durchschnittliche Tagesbedarf für Phenylalanin und Tyrosin bei 14 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm währen das also 980 Milligramm. Diese Menge ist in 90 Gramm Kürbiskernen oder 65 Gramm getrockneten Sojabohnen enthalten.

 

Tyrosin im Säuglingsalter

Säuglinge können Tyrosin noch nicht selbst produzieren und benötigen daher eine ausreichende Zufuhr durch ihre Ernährung. Aus diesem Grund ist es wichtig, wenigstens vier besser noch sechs Monate zu stillen und im Anschluss auf eine eiweißreiche Beikost zu achten.

Während der Stillzeit ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich die Mutter ebenfalls ausgewogen und tyrosinreich ernährt.

 

Was bedeuten Deine Tyrosinwerte?

Ob Deine Tyrosinwerte im Optimum liegen, ein Mangel vorliegt oder eine Erhöhung des Spiegels besteht, lässt sich nur durch wiederholte Kontrollen in Form von Blutuntersuchungen feststellen.

 

Wie solltest Du tyrosinreiche Nahrungsmittel zubereiten?

Tyrosin ist vergleichsweise beständig gegen Licht und Hitze, daher geht es bei Lagerung und Zubereitung nur in geringem Maße verloren. Dennoch ist es sinnvoll, schonende Zubereitungsverfahren, wie Dämpfen, zu wählen oder wenn möglich die tyrosinreichen Lebensmittel roh auf den Speiseplan zu setzen. Auf diese Weise kann das Maximum zugeführt werden, ohne dass große Mengen der entsprechenden Nahrungsmittel verzehrt werden müssen.

 

Tyrosin als Nahrungszusatz – Wann ist es sinnvoll?

In erster Linie kannst Du dann zu einem Nahrungsergänzungsmittel mit Tyrosin greifen, wenn ein bestehender Mangel durch ärztliche Untersuchungen nachgewiesen wurde. Zudem:

  • In Zeiten großer physischer und psychischer Belastung – bei Stress, Krankheit, Prüfungen
  • In Phasen einseitiger, unausgewogener Ernährung – beispielsweise bei strikten Diätenoder wenn Du zeitbedingt nicht auf Deine Ernährung achten kannst
  • Bei depressiver Verstimmung oder bestehender Depression
  • Als Zusatz in der Stillzeit, wenn eine eiweißreiche Ernährung nur schlecht realisierbar ist

 

Quellen

  • Barry J. Goldstein: Tyrosine phosphoprotein phosphatases. Oxford University Press, 1998, ISBN 0198502478
  • Serena Germano: Receptor tyrosine kinases : methods and protocols. Humana Press, 2014, ISBN 1493917889
  • M. Dae͏̈ron: Immunoreceptor tyrosine-based inhibition motifs. Springer, 1999, ISBN 3540657894
  • Theodor Weyl: Über Eiweißverdauung und über Spaltung des Tyrosins durch Fäulniss. Erlangen, 1879, DNB 419811575
  • Marc Daeron: Immunoreceptor tyrosine-based inhibition motifs. Springer, 2012, ISBN 3642636349
  • Ludwig M.G. Heilmeyer Jr.: Tyrosine phosphorylation/dephosphorylation and downstream signalling. Springer, 2011, ISBN 3642782493
  • Jean H. Overmeyer: Tyrosine Phosphorylation of Rab Proteins. In "Methods in Enzymology", 2005, ISSN 0076-6879

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