Gesundheitstrends: Gerechtfertigte Hypes oder doch lieber Back to Basic - LYKON

Gesundheitstrends: Gerechtfertigte Hypes oder doch lieber Back to Basic

February 27, 2024 • Nikolas Eleftheriou

Von Promis beworben, auf Instagram gehyped und im Internet weit verbreitet - die sogenannte Gesundheitstrends. Doch was steckt hinter den vermeintlichen Wundermitteln, die Deine Pfunde purzeln lassen, Deinen Körper entgiften, Deine Fettverbrennung ankurbeln, zu verbesserter Haut und gutem Schlaf führen und prinzipiell all das tun, was sich die meisten Menschen wünschen.

Die Wahrheit ist, dass nur die wenigsten dieser Gesundheits-Hacks eine solide wissenschaftliche Basis haben. Der Begriff "gesund" ist in Bezug auf diese Trends demnach relativ. Teilweise können diese bei extremer Durchführung sogar zu gesundheitlichen Problemen führen. Du möchtest wissen mit welchen Gesundheitstrends Du wirklich etwas Positives für Deine Gesundheit tun kannst? Wir klären auf und zeigen Dir, was die Wissenschaft sagt: Mythos oder Fakt?

 

Mythos #1: Apfelessig - Ein saurer Fettkiller

"A spoonful of apple cider a day keeps the doctor away" - oder wie war das doch gleich? Wie bei allen Gesundheitstrends findet man auch hierzu eine Vielzahl an Internetseiten, die diesem Ritual alle möglichen heilenden Eigenschaften zuschreiben. Bei dieser berüchtigten Diät wird ein Glas verdünnter Apfelessig vor jeder Mahlzeit verzehrt. Allerdings soll dieses Ritual mit einer fettarmen Mischkost verbunden werden, bei der maximal 1200 kcal pro Tag verzehrt werden. Der Apfelessig soll dabei das Sättigungsgefühl stimulieren und die Fettverbrennung ankurbeln. Der Erfolg dieser Diät lässt sich dennoch eher auf die allgemeine Kalorienreduktion zurückführen als auf den Apfelessig an sich.

 

Das sagt die Wissenschaft

Trotzdem wird Apfelessig als Kur für viele Leiden beschrieben, von denen die meisten nur unzureichend belegt sind. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass durch Apfelessig im Tiermodell eine Verbesserung der Blutfettwerte unter Hochfettdiät hervorgerufen wird. Zudem wirkte sich dieser positiv auf die antioxidative Kapazität der Tiere aus. In einigen kleineren Humanstudien konnte zudem ein moderater Gewichtsverlust erzielt werden. Zusätzlich führte der Vezehr von Apfelessig vor einer Testmahlzeit zu einer leicht verbesserten Insulinsensitivität. Jedoch handelte es sich hierbei um sehr kleine Studien mit wenigen Probanden, die zudem bereits (prä)diabetisch waren. Mittlerweile ist davon auszugehen, dass die beobachteten positiven Effekte eher auf die enthaltene Essigsäure zurückzuführen sind, die wie der Name schon sagt nicht ausschließlich nur in Apfelessig vorkommt.

Somit ist bei der Aussagekraft dieser Studien Vorsicht geboten. Natürlich kann Apfelessig als Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung in diese integriert werden, z.B. in Form von Dressings oder Abschmecken von Gerichten. "An apple a day..." (einen Apfel am Tag zu essen) ist auf lange Sicht wahrscheinlich trotzdem die gesündere Alternative. Zumal der übermäßige Verzehr von Apfelessig auch dazu beitragen kann, dass sich der Zahnschmelz mit der Zeit abnutzt oder es zu vermehrtem Sodbrennen kommt.

 

Mythos #2: Selleriesaft - Das heilsame Wundergetränk

Hast Du schonmal etwas von "miracle juice", also "Wundersaft" gehört? Nein?! So wird nämlich häufig der Selleriesaft als neues Kultgetränk in den englischen Medien bezeichnet. Dabei werden 600 g Staudensellerie entsaftet, woraus ungefähr 500 ml Flüssigkeit entstehen, die täglich auf leeren Magen verzehrt werden sollen. Dabei soll dieser Wundersaft allerlei positive Effekte in Bezug auf chronische Erkrankungen haben und Deinen Körper "entgiften". Doch guckt man sich die Studienlage dazu an, wird deutlich, dass die Beweislage eher schwach ist, was das Wundergetränk an sich angeht.

 

Das sagt die Wissenschaft

Staudensellerie besteht hauptsächlich aus Wasser (~95%) und hat demnach nur sehr wenige Kalorien (circa 18 kcal/100 g). Zudem besitzt dieser unter anderem Vitamin C, K, Kalium und viele sekundäre Pflanzenstoffe. Vor allem den sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Luteolin, Kämpferol, Apigenin) werden im Tier- und Zellkulturmodell antientzündliche, antioxidative, antikanzerogene und neuroprotektive Eigenschaften zugeschrieben. Durch die Vielzahl an Vitaminen und Nährstoffen sollte der Staudensellerie unumstritten ein Teil Deiner gesunden Ernährung sein. Dabei verzehrst Du diesen aber lieber im "Ganzen" und nicht entsaftet. Denn durch das Entsaften geht auch der wertvolle Anteil an Ballaststoffen verloren, die einen bewiesenen positiven Einfluss auf die Blutfettwerte, Verdauung und das Körpergewicht haben. Natürlich sollte Sellerie nur verzehrt werden, wenn keine bekannte Allergie oder Unverträglichkeit gegen diesen vorliegen.

Aber wie kommt denn nun der Hype um den grünen Saft zustande? Viele Menschen berichten von einem schnellen Gewichtsverlust, geheilter Migräne oder verbesserten Symptomen bei Arthritis. Natürlich sind das überzeugende Argumente. Letztendlich profitieren wahrscheinlich aber vor allem Menschen von diesem Trend, die vorher nur wenig Gemüse verzehrt, nicht ausreichend Wasser oder vorwiegend zuckerhaltige Getränke getrunken haben. Bei denjenigen, die bereits eine gute Auswahl an pflanzlichen Lebensmitteln verzehren und viel Wasser statt gesüßte Getränke trinken, werden die "magischen" Kräfte des Selleriesaftes allenfalls minimal ausfallen.

 

Mythos #3: Ingwershots - Die scharfen Immunbooster

An einigen Gesundheitstrends mag wohl doch etwas dran sein. Das zeigt sich am Beispiel von Ingwer. Dieser wird schon lange in der chinesischen und indischen Medizin als natürliches Heilmittel verwendet. Das liegt vor allem an den darin enthaltenen bioaktiven Inhaltsstoffen wie Gingerol, Shogaol und Cineol. Diesen Inhaltsstoffen konnten nämlich antientzündliche, antioxidative und antiemetische ("dem Erbrechen entgegenwirkende") Eigenschaften nachgewiesen werden.

 

Das sagt die Wissenschaft

Viele Erkrankungen werden durch ein Ungleichgewicht der antioxidativen Schutzsysteme und durch niedriggradige Entzündungen ausgelöst. Allerdings kann man hierbei häufig nicht unterscheiden, ob diese Ursache oder Konsequenz der jeweiligen Erkrankung sind. Dennoch stellt Ingwer als Naturheilmittel eine Möglichkeit dar, durch die zuvor genannten Eigenschaften das Immunsystem und somit auch die Gesundheit zu stärken. Zu den positiven Effekten des Ingwers, die in Humanstudien wissenschaftlich belegt werden konnten, zählen unter anderem die Reduktion von Entzündungsmarkern bei Patienten mit Typ-2 Diabetes und nach intensiven Trainingseinheiten bei Sportlern. Zusätzlich konnte Ingwer erfolgreich bei Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt werden. Des Weiteren verminderte dieser Übelkeitssymptome während der Chemotherapie oder nach Operationen.

Allerdings wurden in unterschiedlichen Studien verschiedene Konzentrationen und Darreichungsformen verwendet, weshalb keine allgemeine Empfehlungen für eine sichere Verzehrsdosis gegeben werden kann. Diese Konzentrationen variierten zwischen 250 mg bis ungefähr 5 g pro Tag. Verwendet wurde hierbei Ingwer in Pulverform oder als Tablette. Inwiefern also Ingwershots unsere Gesundheit beeinflussen bleibt ungeklärt, trotzdem kann von einem allgemein positiven Einfluss ausgegangen werden.

 

Mythos #4: CBD-Öl - Die Allround-Wunderwaffe

Keiner der genannten Gesundheitstrends bekommt wohl so viel Aufmerksamkeit wie CBD. Doch was ist CBD und warum wird es in den Medien so kontrovers diskutiert?

CBD steht für Cannabidiol und ist neben THC (Tetrahydrocannabinol) eines der zwei Haupt-Cannabinoide in Cannabis. Während THC psychoaktive Eigenschaften besitzt, Dich "high" machen und zu Abhängigkeit führen kann, besitzt CBD keine psychoaktiven Effekte auf den Körper. Beide Substanzen teilen sich eine Vielzahl ihrer Qualitäten. Darunter konnte gezeigt werden, dass sie gegen Schmerz, Angstzustände und Übelkeit helfen können.

Als vor einigen Jahren das Endocannabinoid System entdeckt wurde mit den zwei Rezeptor-Netzwerken CB1 (vorwiegend im Gehirn, auch im Darm) und CB2 (Hauptorgane, Verdauungstrakt, Immunsystem) konnten einige Funktionen dieser Substanzen tiefergehend erforscht werden. Vor allem konnte gezeigt werden, dass THC so starke (positive/negative) Effekte im Körper hervorrufen kann, da es an beide Rezeptoren binden kann. Im Fall von CBD ist das leider abschließend noch nicht ganz geklärt. Es ist nicht klar, ob CBD nur an CB1 oder an CB2, beide Rezeptoren oder keinen der beiden bindet. Weiterhin wird diskutiert, ob CBD nicht auch an den Serotonin- oder GABA-Rezeptor binden kann, wodurch es womöglich ein Gefühl von Glück und Entspannung hervorrufen kann.

 

Das sagt die Wissenschaft

Wie dem auch sein mag, CBD wird als Wunderwaffe gegen allerlei gesundheitliche Leiden beworben. Das ist auch ein Grund, weshalb es (CBD-Öl) in allen möglichen Produkten enthalten ist. Darunter als Kaffeezusatz, in Schokolade, Gummibärchen, Kosmetik, Tierfutter und viele weitere. Doch ist das wirklich nötig? Was sagt die Wissenschaft?

Zum Einen ist die Forschung in diesem Gebiet noch weit hinterher, da CBD zunächst immer mit Cannabis in Verbindung gebracht wird und durch die Kriminalisierung dieser Droge Forschung in der Hinsicht erschwert. Die stärkste Beweislage gilt für die positiven Effekte von medizinischem Cannabis bei Multipler Sklerose, Epilepsie und Chemotherapie-bedingter Übelkeit. Weitere gesundheitliche Vorteile konnten in Bezug auf die Behandlung bei Angstzuständen, Depressionen und Schlafproblemen nachgewiesen werden. Allerdings kann noch keine allgemeine Empfehlung zur Heilung bei mentalen Gesundheitsproblemen ausgesprochen werden, da vor allem Langzeiteffekte und mögliche Nebenwirkungen abgeklärt werden müssen.

Was die Behandlung von Akne, Entzündungen oder Krebs angeht, ist die Beweislage noch eher schwach, obwohl die positiven Effekte in Zellkulturmodellen und Tierstudien bereits sehr überzeugend sind. Um eine abschließende Aussage treffen zu können, fehlen allerdings robuste Humandaten.

Abschließend lässt sich sagen, dass CBD deutlich weniger Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen Medikamenten in diesen Bereichen mit sich bringt. Die häufigsten Nebenwirkungen umfassten Müdigkeit, Durchfall und Veränderungen des Appetits bzw. des Gewichts.

Im Fall von CBD-Öl ist der Hype dieses Gesundheitstrends vielleicht aber doch nicht ganz so gerechtfertigt, wie uns eine Vielzahl von Unternehmen weismachen möchte. Das liegt vor allem daran, dass die verkauften Öle nur einen geringen Anteil an CBD aufweisen und hauptsächlich aus einem Trägeröl (z.B. Kokosöl) bestehen. In den oben genannten Studien wurden wesentlich höhere Konzentrationen verwendet, die mit den Konzentrationen im CBD-Öl meist nicht übereinstimmen.

 

Mythos #5: Superfoods - Die super gesunden Lebensmittel

Der Begriff Superfoods ist in den Medien und in den Supermarktregalen weit verbreitet. Dennoch gibt es keine wissenschaftlich-begründete oder regulierte Definition des Begriffs. Generell gilt ein Lebensmittel als Superfood wenn es bestimmte gesunde Nährstoffe in hohen Maßen besitzt, mit dem Schutz bestimmter Erkrankungen assoziiert ist oder weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzt. Alles Eigenschaften, die auch die anderen Gesundheitstrends angeblich haben sollen.

 

Das sagt die Wissenschaft

Den meisten dieser "Superfoods" werden vor allem antikanzerogene Eigenschaften zugeschrieben. Neben positiven Effekten bei der Behandlung von oder Schutz vor Krebs, wurden diese auch für kardiovaskuläre Erkrankungen und das metabolische Syndrom beschrieben. Dennoch ist die Datenlage auch hier eher unzureichend und führte zu uneinheitlichen Ergebnissen. In einigen Studien konnte ein schwacher positiver Effekt gezeigt werden, in anderen war dieser allerdings nicht vorhanden.

Zu den bekanntesten Vertretern zählen z.B. Goji-Beeren und Chiasamen. Natürlich haben diese Lebensmittel einen hohen Nährstoffgehalt und tragen zu einer gesunden Ernährung bei. Allerdings sind die Transportwege dieser Lebensmittel sehr lang und die Lebensmittelindustrie profitiert stark von der Vermarktung als “Superfoods”. Mit Blick auf die Umwelt sind diese "Superfoods" also absolut nicht super. Gute heimische und günstigere Alternativen sind unter anderem Blaubeeren oder Leinsamen. Fokussiere Dich in Deiner Ernährung am besten nicht auf den Begriff “Superfood” oder mediale “Hypes”, sondern entdecke und verzehre eine individuelle Auswahl vieler verschiedener Lebensmittel, die zu Deiner Gesundheit beitragen.

 

Mythos #6: Intervallfasten - Die ultimative Trend-Diät

Als Intervallfasten oder intermittierendes Fasten (IF) wird generell eine periodische Pause vom Essen bezeichnet. Dabei gibt es verschiedene Formen des IF:

 

  • 16/8-Methode: Es werden also 16 h gefastet und nur 8 h am Tag gegessen
  • 5/2-Methode: An 1-2 Tagen/Woche (je 24 h) wird komplett gefastet, die anderen Tage wird normal gegessen
  • Wechselfasten: An zwei Tagen in der Woche werden nur 500-600 Kalorien verzehrt (≤ 25 % des Kalorienbedarf), an 5 Tagen wird normal gegessen

 

Da im evolutionären Sinn Fastenperioden ein Gegenstand des alltäglichen Lebens waren, schwören viele Menschen auf diese Ernährungsweise, da unser Stoffwechsel noch sehr dem der Jäger und Sammler ähnelt, die häufig lange Fastenperioden durchstehen mussten. Dennoch eignet sich IF nur für motivierte Individuen, die nicht dazu neigen sich nach den Fastenperioden zu “überessen”. Des Weiteren sollte auch berücksichtigt werden, dass diese Ernährungsweise gesellschaftliche Ereignisse beeinflussen kann, indem zu bestimmten Zeiten nicht gegessen werden darf. Menschen, die vorrangig Gewicht verlieren möchten und mit dieser Ernährungsweise nicht zurechtkommen, erreichen ihre Ziele womöglich einfacher und effektiver mit einer allgemeinen Kalorienreduktion und Ernährungsumstellung. Auch einige Erkrankungen, Medikamente oder psychosoziale Barrieren sind nicht mit IF zu vereinbaren.

 

Das sagt die Wissenschaft

Im klassischen Sinne handelt es sich nicht unbedingt um eine Diät, sondern eher um ein Ernährungsmuster, da in den Perioden, in denen gegessen werden darf theoretisch alles verzehrt werden kann. IF ist meist mit einem gewissen Gewichtsverlust, veränderter Körperzusammensetzung und einer geringfügigen Verbesserung bestimmter metabolischer Biomarker assoziiert (sofern allgemein auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet wird). Zudem werden diesem Ernährungsmuster antioxidative, antientzündliche und somit auch kardioprotektive Eigenschaften zugeschrieben. Während die positiven Effekte einer Kalorienreduktion, die mit dem intermittierenden Fasten einhergeht im Tiermodell weitestgehend belegt sind, fehlen humane Langzeitstudien, um diese Effekte zu überprüfen.

So langweilig es auch klingen mag, der eigentliche Gewichtsverlust beim IF geht mit der daraus häufig resultierenden Kalorienreduktion einher. Da die wenigsten Menschen allerdings dem Rat folgen würden einfach 500 kcal am Tag weniger zu essen, ist IF eine schlaue Umschreibung für dieses Phänomen. Das heißt aber nicht, dass Du IF prinzipiell ablehnen solltest. Denn vielen Menschen, die Probleme mit der Gewichtsregulation haben, fahren mit dieser Form der Ernährung sehr gut. Aus Erfahrungsberichten geht zudem hervor, dass IF dabei helfen kann, eine neue Einstellung zum Essen zu entwickeln und sogenannten Heißhungerattacken nach ungesundem Essen aus dem Weg zu gehen.

 

Mythos #7: Kokosnussöl - Der fettige Gesundheitsbooster

Wenn man über Gesundheitstrends spricht, kommt man wohl nicht drumherum auch über Kokosnussöl zu reden. Doch worin begründet sich dieser Trend? Kokosnussöl wird als Booster für den Gewichtsverlust und das Immunsystem beschrieben. Zusätzlich soll es zur mentalen Gesundheit beitragen und gegen Akne und Dermatitis helfen.

Guckt man sich die Zusammensetzung von Kokosnussöl an, wird einem aber schnell auffallen, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen pflanzlichen Ölen hauptsächlich aus gesättigten Fetten besteht. Das ist auch der Grund dafür, dass es bei Raumtemperatur in fester Form vorliegt. Dennoch gehört ein Großteil dieser gesättigten Fette im Kokosöl zu einer Untergruppe dieser, die als mittelkettige Fettsäuren bezeichnet wird. Diese Untergruppe der gesättigten Fettsäuren wird im Körper schneller absorbiert und zur Leber transportiert, wo sie weiter verstoffwechselt und seltener im Fettgewebe gespeichert werden. Zu diesen mittelkettigen Fettsäuren gehört auch die Laurinsäure.

Die meisten positiven Gesundheitseffekte, die mit dem Kokosöl in Verbindung gebracht werden, beziehen sich eigentlich auf die Laurinsäure und andere mittelkettige Fettsäuren. Diese Fettsäuren führten sowohl in Zellkulturmodellen, Tier- und Humanstudien zur Verbesserung bestimmter Parameter (z.B. Gewichtsmanagement und Blutfettwerte). Darunter wurde beim Verzehr von Ölen, die komplett aus diesen mittelkettigen Fettsäuren bestehen ein stärkerer Gewichtsverlust im Vergleich zu Olivenöl verzeichnet, wenn diese Teil eines Gewichtsverlustprogramms waren. Da Kokosöl aber nur zu ungefähr 50 % aus Laurinsäure und mittelkettigen Fettsäuren besteht und der Rest anderen gesättigten Fettsäuren zuzuordnen ist, können diese Eigenschaften nicht eins zu eins auf den Gebrauch von Kokosöl übertragen werden.

 

Das sagt die Wissenschaft

Dennoch wurden auch einige Studien mit Kokosöl direkt durchgeführt. Dabei konnte der Effekt auf die Bluttfettwerte aber noch nicht abschließend bestimmt werden. In einigen Studien führte der Verzehr von Kokosöl zu einer Verbesserung des "guten" HDL-Cholesterins. Dieser ging häufig aber auch mit einer Erhöhung des "schlechten" LDL-Cholesterins einher. Um diese Studien richtig einschätzen zu können, kommt es aber auch darauf an, was als Vergleich herangezogen wurde. Im Vergleich zu Butter erniedrigte der Verzehr von Kokosöl das LDL-Cholesterin. Zieht man den Vergleich mit Olivenöl war aber kein signifikanter Effekt zu erkennen.

Des Weiteren führte Kokosöl im Rahmen einer mediterranen Diät zu einer verbesserten Kognition in frühen Phasen des Alzheimers. Dennoch ist unklar, ob diese Effekte auf das Kokosöl, die mediterrane Ernährung oder die Kombination zurückzuführen sind. Um Aussagen über die äußere Anwendung von Kokosnussöl bei Akne treffen zu können, fehlt dennoch eine starke Beweislage. Jedoch konnte gezeigt werden, dass Kokosöl bei der äußerden Anwendung zur Vebesserung der Symptome bei bestimmten Formen der atopischen Dermatitis führen kann.

Kokosöl gehört demnach ebenfalls zu den Gesundheitstrends, den weitaus mehr heilende Fähigkeiten zugeschrieben werden, als eigentlich nachgewiesen sind. Wie bei den meisten anderen Gesundheitstrends kann Kokosöl natürlich trotzdem als Teil einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung verwendet werden. Allerdings solltest Du auf den exzessiven Gebrauch wohl eher verzichten, da dieser nicht unbedingt gerechtfertigt ist.

 

Mythos #8: Basenkur - Der Retter bei "Übersäuerung"

Mit der sogenannten Basenkur soll das Säure-Basen-Verhältnis des Körpers ausgeglichen werden. Die Annahme, dass dieser Säure-Basen-Haushalt unausgeglichen sein könnte, begründet sich darin, dass der Verzehr bestimmter Lebensmittel durch deren Verstoffwechselung zu einer Veränderung des pH-Wertes des Urins führen kann. Das ist vor allem bei Fleisch und tierischen Produkten, Zucker, Weißmehlprodukten und stark verarbeiteten Lebensmitteln der Fall. Andere Lebensmittel sind in der Hinsicht als neutral zu betrachten, wie zum Beispiel Hülsenfrüchte und Nüsse. Obst und Gemüse gelten allgemein als basische Lebensmittel. Dennoch wird bei dieser Diät oder Kur außer Acht gelassen, dass der pH-Wert im Körper bereits streng kontrolliert wird.

In verschiedenen Bereichen des Körpers finden sich unterschiedliche pH-Werte, die verschiedene Funktionen erfüllen. So ist es zum Beispiel besonders wichtig, dass im Magen ein saurer pH-Wert zwischen 1,3 - 3,5 vorherrscht. Dieser dient der Verdauung und dem Schutz vor krankmachenden Erregern. Der pH-Wert im Blut wird streng konstant gehalten (ca. 7,4), damit alle Zellen des Körpers einer für sie optimalen Umgebung ausgesetzt sind.

Im Gegensatz zur Ernährung der Jäger und Sammler weist die heutige Ernährung eine deutlich höhere "Säurelast" auf. Dennoch kann man davon ausgehen, dass falls die heutige Ernährung überhaupt einen Einfluss auf den pH-Wert innerhalb des Körpers haben sollte, diese Veränderungen in einem kontrollierten Rahmen stattfinden. Diese "Veränderung" bzw. der pH-Wert wird in jedem gesunden Menschen nämlich über die Nieren und die Lungen reguliert. Das ist auch der Grund dafür, dass der Urin beim Verzehr einiger Lebensmittel saurer ausfallen kann, als bei anderen. Es ist im Grunde genommen die Regulation des Körpers, damit dieser nicht "übersäuert".

 

Das sagt die Wissenschaft

Anhänger und Vermarkter der Basendiät schreiben dieser unter anderem den Schutz vor Osteoporose, Krebs und anderen Erkrankungen zu. Dabei wird davon ausgegangen, dass diese Erkrankungen mit einer "Übersäuerung" des Körpers einhergehen, was wissenschaftlich aber nicht unbedingt bewiesen werden konnte.

Allgemein kann man zwar sagen, dass eine "basische" Ernährung weitestgehend als gesund einzustufen ist, was aber daran liegt, dass diese zu hohen Teilen aus Obst, Gemüse und pflanzlichen Produkten besteht. Der Anteil an tierischen Produkten, Fleisch, Zucker, gesüßten Getränken und Fast Food soll dabei möglichst gering gehalten werden. Demnach haben die positiven Eigenschaften dieser Ernährungsweise mit dem hohen Gehalt an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen zu tun und nicht mit den vermeintlichen alkalisierenden/basischen Eigenschaften.

Für Menschen, die eine chronische Nierenerkrankung oder andere Erkrankungen aufweisen, die die pH-regulierenden Eigenschaften des Körpers beeinflussen, mag diese Art der Ernährung aber dennoch von Vorteil sein (weniger Protein, mehr Obst und Gemüse). Alle weiteren Produkte (Supplemente, Bäder, Nahrungsmittel), die als basisch vermarktet werden, sollten aber eher gemieden werden, da es sich dabei hauptsächlich um Geldmacherei dieses Gesundheitstrends handelt.

 

Fazit

Den meisten der genannten Gesundheitstrends ist leider nicht viel abzugewinnen. Doch die Vermarktung dieser Trends boomt. Leider zu unrecht! Die Ernährung, bestimmte Lebensmittelgruppen (z.B. Superfoods) und auch Diäten werden heute häufig als Alleinstellungsmerkmal genutzt. Man möchte sich einer bestimmten Gruppe zugehörig fühlen oder sich in einer gewissen Weise von der "Masse" abheben, dennoch ist das nicht immer die gesündeste Option.

Die Nahrungsmittel oder Lebensmittelgruppen, die in den einzelnen Gesundheitstrends so sehr gehyped werden, weisen gesundheitsfördernde Eigenschaften und gesunde Inhaltsstoffe auf. Dennoch rechtfertigt das meist nicht den exzessiven Gebrauch dieser Trends, wenn in anderen Umständen kein gesunder Lebensstil gepflegt wird. Wie bereits in den einzelnen Kapitlen beschrieben, können die Nahrungsmittel und Ernährungsformen, die Gegenstand dieser Gesundheitstrends sind, natürlich Teil einer gesunden, ausgewogenen und vollwertigen Ernährung sein. Wenn Du aber ansonsten wenig Wert auf Deine körperliche und mentale Gesundheit legst, dann werden diese Praktiken wahrscheinlich nicht dazu führen, dass Deine gesundheitlichen Probleme gelöst werden.

Bitte hinterfrage neue Gesundheitstrends stets kritisch und achte ansonsten auf einen bewussten und gesunden Lebensstil. Höre auf Deinen Körper und darauf was dieser braucht. Denn wenn man versucht seinen Körper besser zu verstehen und kennenzulernen, wird auch die eigene Gesundheit davon profitieren.

 

 

 

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