Übergewicht: Wenn Fett gefährlich wird

February 27, 2024 • Nikolas Eleftheriou

Die Waage zeigt zu viele Pfunde an und die Lieblingsjeans passt auch nicht mehr so richtig. Kommt Dir bekannt vor? Du bist nicht die/der Einzige. Denn mittlerweile ist Übergewicht zu einem globalen Gesundheitsproblem geworden. Laut WHO (World Health Organization/Weltgesundheitsorganisation) hat sich die Anzahl der Menschen mit Übergewicht seit 1975 verdreifacht hat. Auch in Deutschland nimmt dieser Trend weiter zu. Hier zu Lande sind 59% der Männer und 37% der Frauen übergewichtig (DGE-Presse, 2017).

Heutzutage stellt Übergewicht und Adipositas eine häufige Todesursache dar. Dabei ist Übergewicht in den meisten Fällen vermeidbar. Doch wie wird Übergewicht definiert? Was sind einflussnehmende Faktoren? Und welche Risiken birgt ein erhöhtes Körpergewicht?

 

Wie setzt sich unser Körpergewicht zusammen?

Der Körper besteht zu einem gewissen Anteil aus Fettmasse (ungefähr 10-40%) und fettfreier Körpermasse (ungefähr 60-90%).

Zu der fettfreien Körpermasse zählen hauptsächlich Muskelmasse und Knochen (Wasser-, Protein- und Mineralstoffanteil). Des Weiteren kann die Fettmasse in „essentielles Fett“ und „Speicherfett“ unterteilt werden. Dieses essentielle Fett hat wichtige Funktionen in Bezug auf unseren Hormonhaushalt, Vitamin-Stoffwechsel und die Regulierung der Körpertemperatur. Bei Frauen wird vor allem das Reproduktionssystem und die Fruchtbarkeit beeinflusst, weshalb der Körperfettanteil allgemein höher liegt als bei Männern. Das zusätzliche Fett wird als Speicherfett bezeichnet und befindet sich unter anderem unter der Haut oder um unsere Organe. Es wird gebildet, indem zunächst überschüssige Nahrungsenergie in Form von Fett gespeichert wird. Auch dieses Fett hat zunächst eine physiologische Funktion, da es Energiereserven für Hungerperioden bereitstellt. Übermäßige Ablagerungen an Speicherfett können allerdings unsere Gesundheit negativ beeinflussen.

 

Wie wird Übergewicht definiert?

Allgemein ist Übergewicht als abnormale oder übermäßige Fettablagerung definiert, die die Gesundheit negativ beeinflussen kann. Ziemlich ungenau oder? Doch es gibt spezielle Parameter, die bestimmt werden können, um eine genauere Aussage zu treffen.

Häufig wird der Body-Mass-Index (BMI) zur Beurteilung des Körpergewichts verwendet. Weitere Möglichkeiten stellen der Taillenumfang, das Taillen-Hüft-Verhältnis oder der Körperfettanteil dar. Letzteres wird über die Hautfaltendicke oder über die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) bestimmt.

Der Körperfettanteil kann dabei in folgende Kategorien eingeteilt werden:

 

Sowohl der BMI, der Taillenumfang als auch das Taillen-Hüft-Verhältnis können ganz einfach zuhause bestimmt werden. Deshalb eignen sich diese Methoden besonders gut, um eine erste Einschätzung über den eigenen Gesundheitszustand geben zu können. Eine professionelle Analyse sollte allerdings mithilfe eines Arztes durchgeführt werden. Vor allem wenn bereits Beschwerden vorliegen, die mit einem erhöhten Gewicht verbunden sind. In diesem Fall kann Dein Arzt Dir dabei helfen, Maßnahmen zu ergreifen und das weitere Vorgehen mit Dir besprechen.

 

BMI

Die am häufigsten verwendete Maßzahl für den Gewichtsstatus ist der Body-Mass-Index (kg/m²). Dabei wird das eigene Gewicht in Kilogramm (kg) durch das Quadrat der Körpergröße in Meter (m²) geteilt. Der BMI ist für jedes Geschlecht und für alle Altersklassen ab dem 19. Lebensjahr (gewisse Abweichungen für Kinder und Jugendliche) anwendbar und somit auf Bevölkerungsebene eine der nützlichsten Maßzahlen zur Bestimmung von Übergewicht und Adipositas. Allerdings gibt es einige Limitierungen. Zum Einen kann der BMI nur als ungefähre Einschätzung des Gewichtsstatus genutzt werden, da die Körperzusammensetzung nicht berücksichtigt wird. Somit gibt dieser Wert keinen Aufschluss über die Fettverteilung im Körper. Da für das allgemeine Gesundheitsrisiko unter anderem entscheidend ist, wo sich das Körperfett befindet, kann diese Maßzahl demnach nur als Richtwert gesehen werden.

Der BMI wird in verschiedene Kategorien eingeteilt, anhand welcher erste Aussagen über das Körpergewicht gemacht werden können. Es werden die Kategorien Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas (Grad I-III) unterschieden. Sie sind wie folgt definiert:

 

Zu viel, zu wenig oder doch genau richtig? Du willst wissen, in welcher Kategorie Du Dich befindest? Dann überprüfe Deinen BMI HIER.

 

Taillen-Hüft-Verhältnis

Eine weitere Methode zur Beurteilung des Körpergewichts ist die Messung des Taillenumfangs oder des Taillen-Hüft-Verhältnisses. Diese Werte sind ein besonders hilfreicher Indikator für die Fettablagerung in der Bauchregion. Da es verschiedene Arten von Fett gibt und diese unterschiedlich eingeteilt werden, kann diese Bestimmung dabei helfen, eine genauere Aussage zu metabolischen Risikofaktoren zu treffen. Denn zwischen viszeralem Fett (Bauchfett) und dem subkutanen Fett (Unterhautfett) besteht ein gewisses Paradoxon. Hierbei umgibt das viszerale Fettgewebe die inneren Organe in der Bauchhöhle und ist mit bestimmten Übergewicht-assoziierten Komplikationen und Begleiterscheinungen wie Typ 2 Diabetes verbunden. Dieses Risiko wird auch unabhängig vom Alter, Geschlecht und dem Anteil an subkutanen Fettgewebe beobachtet. Hierbei produzieren bestimmte Zellen dieses Bauchfetts entzündungsfördernde Signalstoffe, welche unter anderem zu Funktionsstörungen der Blutgefäße (endotheliale Dysfunktion) und Atherosklerose führen können.

Somit ist beim Bauchfett und demnach beim Taillenumfang besondere Vorsicht geboten. Dein Taillenumfang sollte nicht an der schmalsten Stelle unter den Rippen, sondern auf Höhe des Bauchnabels gemessen werden. Deinen Hüftumfang misst Du am besten auf Höhe Deiner Hüftknochen. Anschließend kann das Verhältnis aus beiden Werten gebildet werden. Es gelten folgende Einteilungen für das Taillen-Hüft-Verhältnis:

 

  • Normalgewicht: < 0,8 (Frauen) und < 0,9 (Männer)
  • Übergewicht: 0,8 - 0,84 (Frauen) und 0,9 - 0,99 (Männer)
  • Adipositas: > 0,84 (Frauen) und > 0,99 (Männer)

Der androide Typ („Apfeltyp“) birgt ein höheres Gesundheitsrisiko als der gynoide Typ („Birnentyp“).

 

Welche Faktoren beeinflussen das Körpergewicht?

Eine Vielzahl von Faktoren beeinflussen unser Körpergewicht. Dabei kann es teilweise schwierig sein den Überblick zu behalten. Sowohl die homöostatische Kontrolle über Hormone, unsere Gene oder Erkrankungen, als auch umweltbedingte Faktoren, die Ernährung und die körperliche Aktivität, der Lebensstil und die Gewohnheiten beeinflussen unser Körpergewicht. 

Selten wird Übergewicht nur durch einen einzigen Einflussfaktor hervorgerufen. Die Ursachen sind demnach multifaktoriell. Viele Einflussfaktoren bieten konkrete Handlungsoptionen, wobei einige weniger gut kontrolliert werden können (Gene, Hormone, Erkrankungen).

 

Homöostatische Kontrolle

Die Erhaltung bzw. Balance des Körpergewichts wird hauptsächlich über die drei Hormone, Leptin, Ghrelin und Dopamin, reguliert. Diese Hormone übermitteln verschiedene Signale an unser Gehirn, wobei das neuronale-hormonelle System sehr komplex ist und wesentlich zur Kontrolle der Energiehomöostase und des Körpergewichts beiträgt.

Leptin wird von den Fettzellen produziert und vermittelt Sättigungssignale an den Hypothalamus. Dazu zählen die Verminderung des Appetits, die Steigerung des Sättigungsgefühls und eine reduzierte Kalorienaufnahme. Aber auch der Energiestoffwechsel wird reguliert, indem der Energieverbrauch des Körpers gesteigert wird. Das Hormon Ghrelin, auch als Hungerhormon bekannt, gilt als Gegenspieler von Leptin. Es vermittelt appetitfördernde Signale und wird von der Magenschleimhaut und Bauchspeicheldrüse gebildet.

Ein weiteres wichtiges Hormon zur Kontrolle des Körpergewichts ist der Neurotransmitter Dopamin. Allgemein wird Dopamin auch als „Glückshormon“ bezeichnet, da es eine positive Wirkung auf unsere Stimmung hat und zur Antriebssteigerung und vermehrter Motivation führt. Als wesentlicher Bestandteil des „Belohnungssystems“ wirkt sich Dopamin allerdings auch langfristig auf unsere Nahrungsaufnahme aus. Es konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass Dopamin vermehrt nach dem Verzehr von zuckerreicher und fettiger Nahrung produziert wird. Dieser Prozess geht mit einem vermehrten Belohnungsempfinden und dem Verzehr von energiereicher Nahrung einher.

 

Ungleichgewicht der hormonellen Kontrolle

Normalerweise befindet sich dieses System im Gleichgewicht. Bestimmte Faktoren und Gegebenheiten können dennoch dazu führen, dass diese Regulation gestört wird. Somit kann beispielsweise das körperliche Belohnungssystem die homöostatische Kontrolle zeitweise außer Kraft setzen, wodurch vermehrt kalorienreiche Lebensmittel (z.B. Süßigkeiten, Backwaren, Fast Food) verzehrt werden. Weiterhin kann auch die Wirkungsweise der einzelnen Hormone abgeschwächt sein. Diese Störungen führen demnach unter anderem zu einem gesteigerten Hungergefühl oder einem verminderten Sättigungsgefühl.

Ein Beispiel für die Störung dieses Systems wird durch die gesättigte Fettsäure Palmitat hervorgerufen. Es konnte mehrfach gezeigt werden, dass Palmitat entzündliche Prozesse im Hypothalamus fördert und somit zu Störungen der Reaktionsfähigkeit auf Leptin führt. Eine sogenannte Leptin-Resistenz kann darüber hinaus auch zu einer gesteigerten Nahrungsaufnahme führen. Palmitat ist die am häufigsten vorkommende gesättigte Fettsäure in sowohl pflanzlichen als auch tierischen Fetten und nimmt demnach einen großen Anteil der Nahrungsfette ein.

Diese Leptin-Resistenz und das Ungleichgewicht der homöostatischen Kontrolle ist unter anderem auch dafür verantwortlich, dass Leptin seine Wirkung bei übergewichtigen Menschen nicht richtig entfalten kann. Denn prinzipiell wird auch mehr Leptin produziert, je mehr Fettgewebe der Mensch besitzt. Dieses Gebiet bedarf jedoch noch weiterer Forschung, um eine abschließende Aussage zum Mechanismus treffen zu können.

 

Genetik

Ein weiterer Einflussfaktor unseres Körpergewichts liegt in unserer DNA verschlüsselt. Durch Genomweite Assoziationsstudien (GWAS) innerhalb der letzten Jahre konnten eine Vielzahl an Genen aufgedeckt werden, die einen Einfluss auf das Körpergewicht und somit auch auf gewisse Begleiterscheinungen haben. Dabei handelt es sich vor allem um Einzelnukleotid-Polymorphismen oder Single Nucleotide Polymorphismen (SNPs), die zu der Ausbildung von Genvarianten führen. Diese Genvarianten beeinflussen unter anderem die Bildung von bestimmten Hormonen und Enzymen, die sich auf Deinen Stoffwechsel auswirken können.

Veranlagung zu Übergewicht?

Bestimmte Genotypen können dazu beitragen, dass die betroffenen Menschen anfälliger für Gewichtszunahmen sind. Das Übergewicht wird somit begünstigt. Einige Beispiele dieser Genvarianten betreffen das FTO-Gen (Fat mass and obesity-associated protein/Fettmasse und Übergewicht-assoziiertes Protein), ADRB2 (Beta 2-Adrenorezeptor) und PPARD (Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor D). Diese Gene können im Körper eine Vielzahl an Funktionen beeinflussen, wie z.B. die Regulation des Körpergewichts, des Fettstoffwechsels, weiterer Stoffwechselfunktionen und des Trainingserfolgs. 

Menschen mit diesen Genvarianten entwickeln nicht zwangsläufig Übergewicht, da eine Vielzahl an Faktoren zur Ausprägung dieser beiträgt. Die meisten Gene interagieren auch mit anderen Genen oder bestimmten Umweltfaktoren. Demnach sind die individuellen Gegebenheiten von entscheidender Bedeutung. Dieser Zustand unterstreicht erneut die komplexe Entstehung von Übergewicht, welche die Prävention und Therapie so sehr erschwert.

In den wenigsten Fällen führt eine einzelne genetische Komponente zu besonders stark ausgeprägten Fällen von Adipositas. Meist handelt es sich hierbei um Genmutationen für Leptin, den Leptinrezeptor oder anderen Rezeptoren, die Signale für Hungergefühl oder Energiehomöostase vermitteln. Bei diesen Mutationen kommt es bereits im Kindesalter zur Ausbildung von starker Adipositas.

 

Erkrankungen

Auch einige Erkrankungen können gelegentlich zu einer Gewichtszunahme beitragen. Die bekanntesten Beispiele sind eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), das polyzystische Ovar-Syndrom und Depressionen. Allerdings ist gerade bei Letzterem nicht abschließend geklärt was die Ursache und was die Folge ist. Depressionen können demnach sowohl zu einer Gewichtszunahme, aber auch zu einem Gewichtsverlust führen. Im Fall der Gewichtszunahme wäre es denkbar, dass diese aus der Depression resultiert. Aber auch eine Depression kann Ursache einer Gewichtszunahme sein.

 

Störungen der Schilddrüse

Das gleiche Phänomen gilt für eine veränderte Schilddrüsenfunktion. Bekannterweise beeinflussen die Schilddrüsenhormone eine Vielzahl von Funktionen, so kann eine Störung der Schilddrüse unter anderem zu Gewichtsproblemen, Müdigkeit, Haut- und Haarproblemen führen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es häufig zu einer moderaten Gewichtszunahme und verminderter Stoffwechselrate. Hierbei sind die TSH-Werte leicht bis stark erhöht (Schilddrüsen-stimulierendes Hormon), um diese Unterfunktion der Schilddrüse auszugleichen und die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 zu fördern. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommt es hingegen häufig zum Gewichtsverlust trotz gesteigerten Appetits und einer erhöhten Stoffwechselrate.

Bei der Diagnose ist jedoch Vorsicht geboten. Denn nicht immer handelt es sich bei einer Störung dieses Hormonhaushalts um eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse. Vor allem subklinische Ausprägungen mit leicht erhöhten TSH-Werten sind ebenfalls mit einer Gewichtszunahme und einem Ungleichgewicht der Blutfettwerte assoziiert. Hierbei ist ein kausaler Zusammenhang nicht immer gegeben. So konnte zwar gezeigt werden, dass die Erhöhung der TSH-Werte auch mit einer Gewichtszunahme einhergeht, allerdings führte ein Gewichtsverlust zur Normalisierung der Werte. Das weist darauf hin, dass es sich bei der Erhöhung der TSH-Werte eher um eine Folge der Gewichtszunahme handelt als um die Ursache.

 

Blutfettwerte

Eine Vielzahl an Studien weisen zudem auf eine Assoziation zwischen den Blutfettwerten und Übergewicht hin. So sind erhöhte Triglycerid-, Cholesterin- und LDL-Cholesterinwerte mit einem erhöhten BMI verbunden. Ein hoher HDL-Cholesterinwert ist wiederum mit einem gesunden BMI assoziiert. Auch ein erhöhter Körperfettanteil erhöht die Wahrscheinlichkeit für Cholesterin- und Triglyceridwerte außerhalb der Norm. Allerdings handelt es sich hierbei hauptsächlich um Korrelationen, ein kausaler Zusammenhang muss weiterhin genauer erforscht werden.

 

Umweltbedingte Faktoren, Lebensstil und Gewohnheiten

Die umweltbedingten Faktoren stellen die Hauptursache für den starken Anstieg des Körpergewichts in der heutigen Bevölkerung dar. Die Ernährung, die körperliche Aktivität, der Lebensstil und unsere Gewohnheiten beeinflussen dieses Phänomen zu großen Teilen. Insgesamt resultiert das Übergewicht aus einem Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme, also verzehrten Kalorien und Energieabgabe also verbrauchten Kalorien.

 

Ernährung

Eine Ursache von Übergewicht und Adipositas stellt der übermäßige Konsum von energiereichen Lebensmitteln dar. Sie sind besonders reich an Zucker und Fett und weisen nur einen geringen Anteil an gesunden Nährstoffen auf. Der Energiegehalt von Lebensmitteln wird in Kilokalorien (kcal) gemessen.

Ein durchschnittlich körperlich aktiver Mann benötigt ungefähr 2500 kcal pro Tag, während Frauen mit 2000 kcal/Tag im Durchschnitt etwas weniger Energie brauchen. Da eine Vielzahl an Faktoren, wie das Alter, die Größe, das Körpergewicht und die körperliche Aktivität den täglichen Kalorienbedarf beeinflussen, sind diese Werte nur als Richtwerte anzusehen. 

Auch wenn ein täglicher Kalorienbedarf von 2500 kcal bzw. 2000 kcal sehr hoch erscheinen mag, kann dieser durch die Zufuhr ungünstiger Lebensmittel schnell erreicht werden. Insbesondere der Verzehr von Fast Food (z.B. ein Menü mit Pommes, Burger und Milkshake) kann mit nur einer Mahlzeit bereits die Hälfte des täglichen Energiebedarfs decken.

Dieser Zustand lässt sich als passiver Überkonsum bezeichnen. Beim passiven Überkonsum ist die Menge an verzehrten Nahrungsmitteln zwar immer noch die gleiche, doch die Kalorienaufnahme ist durch die energiedichten Lebensmittel deutlich erhöht. Dies resultiert insgesamt in einer positiven Energiebilanz (Energieverbrauch < Energiezufuhr).

Um eine übermäßige Kalorienzufuhr zu vermeiden, sollten vor allem verarbeitete und energiereiche Lebensmittel, Alkohol, zuckerhaltige Getränke, große Portionsgrößen und Fast Food weitestgehend vermieden bzw. reduziert werden. Die Basis der Ernährung sollten naturbelassene pflanzliche Lebensmittel darstellen, die einen hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt aufweisen und ausreichend sättigende Ballaststoffe enthalten.

 

Körperliche Aktivität und Sport

Neben einer ungünstigen Ernährung trägt die Zunahme an körperlicher Inaktivität ebenfalls maßgeblich zum starken Anstieg von Übergewicht und Adipositas bei. Heutzutage werden viele Berufe sitzend ausgeübt und Autos oder öffentliche Verkehrsmittel als Fortbewegungsmittel favorisiert. Bei übermäßiger Energiezufuhr führt dieser inaktive Lebensstil zu einem geringen Energieverbrauch, welcher den Aufbau von Körperfett zur Folge hat.

Ein aktiver Lebensstil und sportliche Betätigung könnte jedoch auf vielen Ebenen positiv zu einem gesunden Körpergewicht beitragen. So kann körperliche Aktivität dabei helfen die Sensitivität der Organe für bestimmte Hormone (z.B. Insulin) beizubehalten. Des Weiteren wird die Sensitivität des angeborenen Kontrollsystems für Appetit und Hunger erhöht. So fällt es dem Körper leichter, die unterbewusste Balance zwischen Energieaufnahme und Energiebedarf aufrechtzuerhalten und einer Gewichtszunahme langfristig entgegenzuwirken.

 

Risiken von Übergewicht

Adipositas selbst gilt als eigenständige Erkrankung. Jedoch birgt ein stark erhöhtes Körpergewicht auch viele weitere Gefahren in Bezug auf die Gesundheit. Außerdem kann starkes Übergewicht die Lebenserwartung um 3-13 Jahre reduzieren und somit zum frühzeitigen Tod führen.

Folgende Erkrankungen und Beeinträchtigungen sind mit Übergewicht assoziiert:

 

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (v.a. Herzversagen und Schlaganfall)
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Krebs (z.B. Brust-, Eierstock- und Prostatakrebs, Leber-, Gallblasen-, Nieren- und Darmkrebs)
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B. Osteoarthritis, Abnutzung der Gelenke)
  • Depressionen
  • Atemprobleme und Schlafapnoen
  • Unfruchtbarkeit
  • Entzündungen

Bereits eine Reduktion des Körpergewichts um 5-10% kann zu einer Verbesserung verschiedenster Symptome führen und das Risiko für chronische Erkrankungen verringern.

Zusammenfassung

Evolutionär gesehen ist die Zunahme an Übergewicht und Adipositas in der weltweiten Bevölkerung die logische Schlussfolgerung des modernen Lebensstils. Da die damalige Zeit durch viele Hungerperioden charakterisiert war, waren besonders diejenigen im Vorteil, die von ausreichend Energiespeichern zehren konnten. 

Heutzutage stellen Übergewicht und Adipositas ein internationales Gesundheitsproblem dar, welches in allen Altersklassen vertreten ist. Allerdings sind vor allem bei Kindern und Jugendlichen steigende Zahlen zu verzeichnen. Die Ursachen sind unter anderem auf die Ernährung und den inaktiven Lebensstil zurückzuführen.

Zwar gilt Übergewicht als eigenständige Erkrankung, allerdings begünstigt ein zu hohes Körpergewicht auch viele Folgeerkrankungen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig frühzeitig zu intervenieren. Interventionsmaßnahmen stellen vor allem die Umstellung der Ernährung, die vermehrte körperliche Aktivität und die Anpassung der Gewohnheiten dar. Jedoch hängt die Entstehung von Übergewicht von vielen weiteren Faktoren ab, welche eine Therapie zusätzlich erschweren können. Aufgrund dessen ist eine kontinuierliche Forschung von großer Bedeutung, um weitere Therapieansätze zu identifizieren und wissenschaftlich-fundierte Handlungsempfehlungen geben zu können.

 

 

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