Bei einer Histaminintoleranz handelt es sich nicht um eine Allergie, jedoch können typische Allergiesymptome auftreten. Die Histaminintoleranz ist abhängig von der Ernährung und kann sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen.

Histaminintoleranz

Was ist eine Histaminintoleranz?

Kurz gesagt handelt es sich bei der Histaminintoleranz um ein Ungleichgewicht zwischen dem mit der Nahrung aufgenommenen Histamin, der vom Organismus gebildeten Menge Histamin und deren Abbau. In der medizinischen Fachsprache ist die Rede von einer nicht-allergischen Nahrungsmittelunverträglichkeit. Das heißt, dass das Immunsystem nicht beteiligt ist. Dennoch können allergietypische Symptome auftreten.

Allerdings sind das nicht die einzigen möglichen Anzeichen einer Histaminintoleranz. Hinzu kommt, dass sich die Intoleranz mal mehr, mal weniger bemerkbar machen kann – obwohl scheinbar die gleichen Lebensmittel in gleicher Menge gegessen werden.

Was ist Histamin?

Bei Histamin handelt es sich um ein sogenanntes biogenes Amin, das vom Körper selbst aus der Aminosäure Histidin hergestellt wird und zahlreiche Funktionen erfüllt. Histamin fungiert als Botenstoff, Neurotransmitter, Gewebshormon und vieles mehr. Es hat Auswirkungen auf die Darmmotilität, auf die Reaktion des Körpers bei „Angriffen“ des Immunsystems sowie auf den Schlaf-Wach-Rhythmus. Histamin ist also lebenswichtig und wird vom menschlichen Organismus selbst produziert.

Die Substanz kommt allerdings auch in vielen Lebensmitteln vor und kann auch durch Medikamente freigesetzt werden. Hierdurch kann es bei einer Störung, bei übermäßiger Aufnahme und auch durch die Einnahme bestimmter enzymblockierender Medikamente zu einem Überschuss und damit zu einer Histaminintoleranz kommen.

Wie viele Menschen sind von einer Histaminintoleranz betroffen?

Die offiziellen Angaben fallen beruhigend gering aus: Gerade einmal 3-4 % der deutschen Bevölkerung leiden unter einer Histaminintoleranz. Diese Zahlen sind aber jedoch nur Schätzungen, denn oftmals bleibt die Unverträglichkeit aufgrund der uneindeutigen Symptome und bisher noch fehlender Diagnosemöglichkeiten unerkannt. Die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher liegen.

Hinweis: Vor allem Frauen über 40 sind besonders häufig von einer Histaminintoleranz betroffen. Ob diese tatsächlich öfter als andere darunter leiden oder schlicht genauer auf ihren Körper achten, die Unverträglichkeit also häufiger bei Ihnen erkannt wird, ist bisher unklar.

Ursachen und Risikofaktoren einer Histaminintoleranz

Eine Histaminintoleranz kann angeboren, aber ebenso erworben sein. In beiden Fällen laufen im Körper ähnliche Prozesse ab, die durch bestimmte Risikofaktoren negativ beeinflusst werden können.

Was passiert bei einer Histaminintoleranz im Körper?

Ist Histamin im Übermaß vorhanden, kommt es im Körper zu einem Ungleichgewicht zwischen dem gespeicherten Histamin und der Abbauaktivität des entsprechenden Enzyms. Die dadurch ausgelösten Symptome können einer Allergie ähneln, ohne, dass das Immunsystem tatsächlich beteiligt ist. Der Organismus wird regelrecht von dem biogenen Amin Histamin überschwemmt, anstatt dass dieses seiner eigentlichen Funktion nachkommen kann.

Welche Arten der Histaminintoleranz gibt es?

Die Histaminintoleranz wird grundsätzlich in drei Arten unterschieden, die alle auf dem abbauenden Enzym DOA basieren:

Angeborener DAO-Mangel

Diaminooxidase – kurz als DAO bezeichnet – ist ein Enzym, welches das biogene Amin Histamin außerhalb der Zellen abbauen kann. Fehlt es, wird in unzureichenden Mengen gebildet oder ist in seiner Aktivität eingeschränkt, kann Histamin gar nicht oder nur in geringer Menge und dadurch stark verzögert abgebaut werden. Die Unverträglichkeitsreaktionen fallen abrupt und heftig aus.

Sekundärer / Erworbener DAO-Mangel

Da DAO für seine Funktion Vitamin B6 und Kupfer benötigt, kann es auch bei einem Mangel an diesen Substanzen zu einer vorübergehenden Histaminintoleranz kommen. Auslöser können Mangel- oder Unterernährung oder Darmerkrankungen sein. Wird der Mangelzustand behoben, verschwindet auch die Unverträglichkeit wieder.

Exogener DOA-Mangel

Wird DAO durch Medikamente, Alkohol oder andere biogene Amine blockiert, kann eine vorrübergehende Histaminintoleranz entstehen. Sobald die äußere Blockade verschwindet, bessert sich auch die Histaminintoleranz. Sie ist also ebenso wie die erworbene Form reversibel.

Wie entsteht eine Histaminintoleranz?

Besteht ein Mangel an oder wird die Aktivität des abbauenden DOA-Enzyms eingeschränkt, kommt es zu einer Histaminintoleranz – die möglichen Risikofaktoren hierfür sind vielfältig. Medikamente, Krankheiten, Genussmittel oder andere biogene Amine können sich verantwortlich zeigen. Seltener ist dieser Zustand bereits angeboren.

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Histaminintoleranz?

Zahlreiche Risikofaktoren stehen im Verdacht, eine Histaminintoleranz begünstigen zu können. Wissenschaftlich endgültige Beweise dazu stehen aber in den meisten Fällen noch aus. Zu den möglichen Auslösern gehören:

  • Mangelzustände: Gerade ein Vitamin- und Mineralstoffmangel kann die Bildung und Funktion der DAO beeinflussen, ebenso aber eine generelle Unterversorgung.
  • Ernährung: Der individuelle Speiseplan kann eine Histaminintoleranz gleich mehrfach begünstigen. Ist die Ernährung unausgewogen, entstehen Mangelzustände. Ist sie reich an Histamin, kann sie Deinen Körper gewissermaßen mit dem biogenen Amin überladen. Viele Fertigprodukte stressen Organismus und Darm und  wirken der Bildung und Aktivität der DAO entgegen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente können einerseits die DAO-bildung und -aktivität hemmen, andererseits selbst Histamin enthalten.
  • Stressfaktoren und Genussmittel: Tabakrauch, anhaltender Stress, Abgas, körperliche Anstrengung – noch ist zwar nicht nachgewiesen, dass diese Faktoren zu einer Histaminintoleranz beitragen können, der Verdacht aber erhärtet sich zunehmend, da vor allem Raucher, Personen, die häufig Rauch und Stressfaktoren ausgesetzt sind, zur Histaminintoleranz neigen.

Symptome einer Histaminintoleranz

Wie bereits erwähnt, sind die Symptome einer Histaminintoleranz vielfältig und weisen meist nicht eindeutig auf die Unverträglichkeit hin. Zu ihnen gehören:

  • Juckreiz und Ausschlag sowie Schwellungen und Rötungen
  • Verdauungsstörungen, wie Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Völlegefühl und Krämpfe
  • Schmerzen, vor allem Kopfschmerzen und Migräneattacken
  • Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung, wie Erbrechen, Durchfall, Krämpfe und Schwäche
  • Typische Erkältungssymptome, wie gerötete, tränende Augen, laufende Nase, Niesen und Husten

Die Liste der Symptome ist hier noch längst nicht am Ende. Eine Histaminintoleranz kann sich auch durch andauernde Schwäche, Abgeschlagenheit, Hautprobleme oder Schwierigkeiten in Bezug auf die Leistungsfähigkeit bemerkbar machen. Gerade das erschwert das Erkennen und die Diagnose erheblich.

Wann zum Arzt?

Der Verdacht auf eine Histaminintoleranz erhärtet sich nur schwer. Die Symptome können weitgefächert sein und zu scheinbar wahllosen Zeitpunkten auftreten. Zwar kommt es in der Regel etwa 20 bis 30 Minuten nach dem Essen zu Anzeichen, diese können aber über Stunden hinweg anhalten und zudem nach einem sehr histaminreichen Mahl scheinbar ausbleiben – dafür reicht in der Folge aber eine einzige reife Tomate, um unerklärliche Symptome auszulösen.

Wann immer Anzeichen auffallen oder Beschwerden auftreten, die sich nicht erklären oder anderweitig abschalten lassen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose einer Histaminintoleranz

Einen eindeutigen Test zur Diagnose einer Histaminintoleranz gibt es bisher nicht, die Level der vorhandenen Enzyme können aber durchaus überprüft werden. Aufschluss bringt dennoch nur eine sogenannte Histamin-Eliminations-Diät.

Behandlung einer Histaminintoleranz

Ebenso wie bei der Diagnose, ist auch bei der Behandlung der Histaminintoleranz die Eliminations-Diät das Mittel der Wahl. Eine Ausnahme bildet hier der Mangelzustand oder die Einnahme von Medikamenten, die die Bildung und Aktivität der abbauenden Enzyme negativ beeinträchtigen könnten. In diesen Fällen hilft es bereits, den Mangel gezielt zu beheben oder das Medikament zu wechseln.

Ernährung bei Histaminintoleranz

Histamin befindet sich in in vielen Nahrungsmitteln. Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Gewürze, Käse, Wurst, Getränke, Zusätze und Konserven enthalten Histamin. Der genaue Gehalt hängt dabei jedoch von Lagerung, Reife und Frische ab. Frisches Obst und Gemüse ist vergleichsweise histaminarm. Bier, Essig, Wein, gereifter Käse und Hartwurst, wie Salami, hingegen histaminreich.

Davon abgesehen reagiert jeder Mensch anders auf die Lebensmittel. Manche vertragen ausschließlich Tomaten, Avocados und Zitrusfrüchte nicht, andere müssen aber die kleinsten Mengen Essig, Schokolade oder jedwedes tierisches Lebensmittel meiden.

Wichtig ist es also, den Speiseplan individuell und genauestens zu dokumentieren und dazu auftretende Symptome zu notieren. Achte hierbei auch darauf, wie sich die Mahlzeiten der vergangenen Tage auswirken können. Stand gerade ein Schlemmerabend mit Käse, Wurst, Bier, Wein und Essig-gewürztem Salat an, kann am nächsten Tag ein Glas Orangensaft ausreichen, um Symptome auszulösen.

Je frischer, desto besser

Trockenfleisch und -fisch, lange gereifte Käse- und Wurstsorten oder gelagertes Obst und Gemüse enthalten mehr Histamin, als die frischen Verwandten. Gleiches gilt für Fertigprodukte. Setze also lieber auf frische Ware und verarbeite diese sofort oder friere sie sofort im Anschluss an die Zubereitung ein.

Dein Arzt kann Dir zusätzlich dabei helfen, einen individuell geeigneten Speiseplan zu erstellen. Denn: Da andere biogene Amine den Histaminabbau hemmen können, muss eine histaminarme Ernährung auch immer arm an anderen biogenen Aminen sein – das ist ohne entsprechendes Wissen nicht allzu einfach umzusetzen.

Quellen

  • Evemarie Wolkenstein: Was ernährt uns wirklich? : Wie China den Westen inspiriert. ISBN 3990300091
  • Uwe-Frithjof Haustein: Die chronische Urtikaria : eine komplexe Störung im Dialog mit der Umwelt. Hirzel, 1998, ISBN 3777608785
  • Maintz, L. and N. Novak (2007). „Histamine and histamine intolerance.“ Am J Clin Nutr 85(5): 1185-1196.
  • Wantke, F., et al. (1993). „Histamine-free diet: treatment of choice for histamine-induced food intolerance and supporting treatment for chronic headaches.“ Clin Exp Allergy 23(12): 982-985.
  • Körner, Ute, Schareina, Astrid: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten (in Daignsotik, Therapie und Beratung). Haug Verlag, 2010, Suttgart. ISBN 9783830473886

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